Vom Nachbarbalkon höre ich eine Frau rufen: „Rasch packt zusammen, es wird gleich losgehen.“
Ich muss die Augen nicht öffnen, vernehme schon eine Weile Donnergrollen, ganz weit entfernt. Ich will mein Sonnenbad bis zur letzten Minute genießen und auch, wie das Gewitter immer näher heranzieht. Oh, ich liebe Gewitter. Sie fahren mir in den Leib, erwecken zuerst wunderschöne Gedanken und dann die ganze Frau.
Es ist soweit, die ersten Tropfen klatschen auf meinen Bikini. Macht nichts. Ich weiß, dass er sowieso fällt, wenn ich ins Zimmer trete. Als Eva kuschele ich mich in meinen Lieblingssessel, hole mir die Orchideen ganz dich heran, atme ihren Duft und genieße die zuckenden Blitze und das Grollen am Himmel. Ich liebe dieses Ritual. Mit den Fingerspitzen der einen Hand taste ich die zarten Blüten und mit der anderen meine eigene. Auch sie ist schon in Gewitterstimmung und freut sich über jede Berührung. Sie weiß, dass sie sich bald so entladen darf, wie die schweren, schwarzen Wolken.
Während eines heftigen Gewitters war ich einst zur Frau geworden. Verrückt, aber seit dem schreit mein Leib nach Mann oder auch nach den eigenen Händen, wenn sich andere vor Angst verstecken.